Artikel „Fränkischer Charme des Mittelalters“ aus dem RHÖN Magazin

Wir freuen uns, dass wir in Kooperation mit dem RHÖN Magazin, Ihnen an dieser Stelle einen ungekürzten Artikel präsentieren dürfen.

Lesen Sie hier den kompletten Artikel „Fränkischer Charme des Mittelalters – Ostheim ist mehr als Bionade und Kirchenburg“ aus der aktuellen Frühjahrsausgabe des RHÖN Magazin.

„Fränkischer Charme des Mittelalters – Ostheim ist mehr als Bionade und Kirchenburg“
Artikel von Michelle Fiedler am 08.03.2017

Die auch als „Perle an der Streu“ bezeichnete Stadt bildet im oberen Streutal das Tor zu den östlichen Ausläufern der Hohen Rhön im Dreiländereck von Thüringen, Bayern und Hessen. Diese Lage spiegelt auch die wechselvolle Geschichte des Luftkurortes wieder, der unter anderem bis zur Gebietsreform 1972 eine thüringische Enklave unter bayerischer Verwaltung war.

Auf eigene Faust

Von Westen kommend, fällt einem am Ortseingang gleich eine alte Bekannte auf: die Privatbrauerei Peter, in der seit 1995 das bekannte Erfrischungsgetränk Bionade gebraut wird. Für eine Erkundungstour auf eigene Faust parkt man sein Auto am besten auf einem Parkplatz nahe der Innenstadt. Von dort kann man alle Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichen. Schnell wird deutlich, dass sich hier alte Fachwerkhäuser und modernere Bauten abwechseln und gemeinsam ein harmonisches Bild abgeben.

Folgt man der Straße quer durch den Ort, fällt schon bald auf der linken Seite das ehemalige Amtsgericht auf – ein in rosa gehaltenes spätbarockes Gebäude mit Stuckverzierungen und zwei Obergeschossen. Dieses wurde errichtet, als die Lichtenburg aufgrund ihrer Baufälligkeit nicht mehr als Amtssitz dienen konnte. Der zweite Stock diente einst als Wohnraum für hohe Gäste: So soll auch Johann Wolfgang von Goethe 1780 und 1782 dort verweilt haben.

Hörst du die Glocken klingen?

Mit dem historischen Rathaus präsentiert Ostheim seine nächste Sehenswürdigkeit. Als „altes Haus“ nach der Verleihung der Marktrechte 1586 gekauft, wurde es rundum umgebaut und erneuert. Ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort, kann man dem Glockenspiel im Rathausturm lauschen: Um 11.01 Uhr, 15.01 Uhr und 18.01 Uhr. Dabei reicht das musikalische Programm vom Rhönlied über das Frankenlied bis hin zu Melodien von Valentin Rathgeber, einem Rhöner Barockkomponisten. Auf dem weiteren Weg erblickt man auf der rechten Seite das Altensteinische Schloss, das den Beinamen „Münze“ trägt. Grund dafür ist die 1621/22 dort stattfindende Münzprägung, die allerdings wegen des schlechten Feingehaltes wieder eingestellt werden musste.

Königin der Instrumente

Am östlichen Ende des Innenstadtkerns ragt schließlich das Hanstein’sche Schloss auf. In dem spätmittelalterlichen Adelsgut befindet sich seit 1994 das Orgelbaumuseum Ostheim. Während die Süd- und Ostflügel des Gebäudes im Renaissancestil errichtet sind, wird hinter der burgähnlichen Wehrhaftigkeit des Kernhauses mit seinen steilen Treppengiebeln eine frühere Bauzeit vermutet. Von 1868 bis 1945 wurde hier noch ein Krankenhaus betrieben. Heute kann man im Museum so einiges über die „Königin der Instrumente“ und den Orgelbau – der in Ostheim auf eine 400-jährige Tradition zurückblickt – erfahren.

Spätmittelalterliche Bauten

Um das Herzstück Ostheims genauer in Augenschein zu nehmen, muss man sich nun einen Weg durch die schmalen Straßen und Gassen bahnen. Die Orientierung fällt leicht, denn die Türme der Kirchenburg sind von nahezu jedem Winkel der Stadt aus zu sehen. An der größten und am besten erhaltenen Kirchenburg Deutschlands angekommen, muss man den imposanten Anblick der Anlage erst einmal sacken lassen. Mit einer Grundfläche von circa 75 x 75 Metern, fünf Türmen, sechs Bastionen sowie doppeltem Bering ist sie wehrhafter ausgestattet als manche Höhenburg. Erstmals 1410 urkundlich erwähnt, ist sie ein einzigartiges Kleinod spätmittelalterlicher Wehrbautechnik.

Im Herzen der Burg steht die im Renaissancestil erbaute Kirche St. Michael. Bevor man seinen Ausflug beendet, lohnt es sich noch, die Lichtenburg zu erkunden. Entweder auf kurzer Wegstrecke mit dem Auto, oder über den bewaldeten Burgberg mit einem ausgedehnten Spaziergang. Vom Parkplatz an der Lichtenburg aus startet auch der Ostheimer – ein malerischer Wanderweg mit beeindruckender Panoramasicht auf das Streutal und die Hohe Rhön.

Vom Herrschaftszentrum zur Ruine

Die Lichtenburg war seit dem 13. Jahrhundert Herrschafts- und Verwaltungszentrum des Amtes Lichtenberg, zu dem auch Ostheim gehörte. Im Laufe der Zeit wurde die Anlage verstärkt und der Turm neu gebaut. Von den damals errichteten Wachtürmen zur Geländebeobachtung steht heute nur noch die sogenannte Ostheimer Warte südwestlich der Stadt, die auch ein beliebtes Wanderziel ist. Mit dem Umzug der Verwaltung in das neue Amtshaus 1680, verlor die Lichtenburg ihre Bedeutung und verkam zusehends. Von der einstigen Größe sind nur noch Reste vorhanden. Gut erhalten ist heute der mächtige quadratische Bergfried. Aber auch das Haupttor im Renaissancestil, die Reste von Kapelle, Kemenate, Palas und Ringmauer lassen erahnen, welch imposantes Bild die Anlage einst bot.

Verborgenes entdecken

Neben diesen Sehenswürdigkeiten und vielen alten Adelshöfen und Fachwerkhäusern, bietet die Perle an der Streu noch andere Unternehmungen: So befindet sich zum Beispiel am südlichen Ende der Innenstadt der Bionade-Aktiv-Park mit Wegen für das Nordic Walking. Daneben verweisen überall im Ort unzählige Schilder auf die unterschiedlichen Wanderwege und -pfade.

Egal zu welcher Jahreszeit man der Stadt vor der Rhön einen Besuch abstattet: Man wird stets von dem Charme des unterfränkischen Ortes gepackt, in dem es noch weit mehr als das hier Beschriebene zu entdecken gibt.

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