Funkelnde Sternenpracht in der Rhön zum Weihnachtsfest und Sonne in der Nacht
LANDKREIS FULDA, 27.11.2024. Der Sternenhimmel im Dezember präsentiert sich wie ein kaum endendes funkelndes Meisterwerk. Denn die längsten Nächte haben begonnen: Mit fast 16 Stunden Dunkelheit pro Nacht haben die Gestirne besonders lang Zeit, zu strahlen. Was uns die Sterne im Dezember bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
Die Venus als früher „Abendstern“ im Westen gewinnt an Leuchtkraft und übertrifft bei weitem den ebenfalls gegen 22 Uhr hoch im Süden leuchtenden Jupiter. Um diese Uhrzeit hat auch schon Mars im Osten die Himmelsbühne betreten, während Saturn nach Westen gewandert ist. In der Mitte der ersten Dezemberwoche zeigt sich der Mond als zunehmende Sichel. Wenn Venus und der Sichelmond nahe beieinanderstehen, ist das ein besonders ästhetischer Himmelsanblick. Da der Mond in der Winterzeit sehr hoch am Himmel steht, wird er über seine Vollmondposition am 15. Dezember hinaus fast bis Weihnachten seine maximal mögliche Leuchtkraft erreichen und Weihnachtsmarkt-Gästen den Weg leuchten – ganz ohne Strom. Gleichzeitig wird das intensive Vollmondlicht jedoch die Sternschnuppen des Geminiden-Meteorstroms wie Plätzchen verspeisen.
Die Sonne überwindet ihre Talfahrt
Wegen der erhöhten Sonnenaktivität in diesem Jahr ist der nächtliche Himmel übrigens um einiges heller als in den vergangenen Jahren. Und so grüßt unser Zentralgestirn auch mitten in der Nacht. Am 21. Dezember erreicht die Sonne um 10:21 Uhr MEZ den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn – damit beginnt der astronomische Winter. Gleichzeitig markiert die Wintersonnenwende aber auch den Beginn kürzerer Nächte.
Wintermilchstraße und Aufregendes im Zenit
Im Westen verabschieden sich nun die Sommersternbilder Schwan, Leier und Adler. Das Band der Milchstraße zieht sich dennoch durch den Himmel – ein silbriger Fluss aus unzähligen Sternen, der die Zeitlosigkeit und die stille Pracht der Winternächte unterstreicht.
Besonders lohnt sich ein Blick in den Zenit. Dort findet sich das auffällige Sternbild Kassiopeia, das aufgrund seiner Form auch „Himmels-W“ genannt wird. Direkt anschließend Richtung Süden befindet sich der Himmelsjäger Perseus. Ein Blick durch ein Fernglas offenbart die schiere Funkelpracht dieses Sternbilds. Rund um den hellsten Stern im Perseus, Mirfak, befindet sich der wunderschöne offene Sternhaufen Melotte 20. Und wer den Blick durch das Fernglas etwas nach Westen wandern lässt, entdeckt dort eine ellipsenförmige, neblige Struktur: die Andromeda-Galaxie. Sie ist eine Nachbarin unserer Milchstraße in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im Sternenpark Rhön kann man sie sogar mit bloßem Auge erkennen – ein Kriterium für die Auszeichnung dieses Gebiets.
Frostige Winterwonne
Alle Blicke richten sich nun nach Südosten: Dort haben die Wintersternbilder vollständig Einzug gehalten. Auffällig thront majestätisch der Orion als das wohl prächtigste Wintersternbild. Östlich davon, in Begleitung des roten Mars, sind die Zwillinge emporgestiegen. Sie erzählen mit ihren leuchtenden Hauptsternen Castor und Pollux seit der Antike Geschichten von Freundschaft und Abenteuer. Westlich davon, fast schon im Zenit, funkelt das Sternbild Stier, das momentan nicht nur Jupiter, sondern auch den prachtvollen offenen Sternhaufen der Plejaden beherbergt. Dieses „Siebengestirn“ scheint wie eine schimmernde Miniaturgalaxie und wird oft mit frostigen Schneekristallen verglichen.
Der hellste Stern zur Silvesternacht
Der hellste Stern des Himmels ist Sirius, der mit 8,6 Lichtjahren einer der nächsten Nachbarsterne unserer Sonne ist. In der Silvesternacht wird er gegen Mitternacht direkt im Süden stehen. Durch die Brechung des Lichts in unserer Atmosphäre wird Sirius wie eine Diskokugel in allen Farben leuchten und uns wie ein Feuerwerk ins neue Jahr geleiten.
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu!
Veranstaltungen im Sternenpark Rhön finden Sie auf www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Hintergrund: Sternenpark Rhön
International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen. Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.
Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet. Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.
Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.
Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung. Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt. Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben.
Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung. Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.
Infos zum Sternenpark
Die monatliche Himmelsvorschau, ausführliche Informationen zum Sternenpark, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Erlebnisangebote und Veranstaltungen im Sternenpark Rhön findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Bildunterschriften
Foto 1: Der helle Stern Sirius am Rhöner Himmel. Foto: Dr. Andreas Hänel
Foto 2: Sternenkarte für den Monat Dezember: Himmelsanblick am 15. Dezember um 22 Uhr. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde (VdS)